Hubert Wilbert
01.11.1925
geboren in Münster/Westfalen
Hubert Wilbert
1944
Abitur in Münster
1944
Studium der Zoologie, Botanik, Chemie, Mathematik in Münster
1952
Promotion bei Prof. Rensch in Münster über ein entomologisches Thema Zweijährige Forschungstätigkeiten an der Technischen Hochschule in Hannover
1954
Prof. Blunck holt Dr. Wilbert nach Bonn. Dr. Wilbert befasst sich mit Untersuchungen über den Massenwechsel des Baumweißlings.
1958
Dr. Wilbert befasst sich mit Fragen der Populationsdynamik, der Dichteregulation und der phylogenetischen Anpassung, besonders bei Beziehungen zwischen Insekten und ihren Parasitoiden.
1963
Habilitation zum Thema: „Festlegung und Einhaltung der mittleren Dichte von Insektenpopulationen“ an der landwirtschaftlichen Fakultät in Bonn.
1967
Heirat mit Erica Becker
1967
Ruf an die Georg-August-Universität nach Göttingen als Professor und Leiter der Entomologischen Abteilung des Instituts für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
01.10.1988
Professor Wilbert verstirbt nach langer, schwerer Krankheit in Göttingen. Er wird in Freiburg im Breisgau beigesetzt.
Nachruf
Am 1. Oktober 1988 verstarb nach langer, schwerer Krankheit im 63. Lebensjahr Prof. Dr. Hubert Wilbert, ehemaliger Leiter der entomologischen Abteilung im Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Georg-August-Universität Göttingen.
H. Wilbert studierte in seiner Heimatstadt Münster Zoologie, Botanik, Chemie und Mathematik und promovierte dort im Jahr 1952 bei Professor Rensch über ein entomologisches Thema. Nach zweijähriger Forschungstätigkeit am Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz der Technischen Hochschule Hannover holte ihn Professor Blunck an das Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn. Hier befasste sich H. Wilbert zunächst mit Untersuchungen über den Massenwechsel des Baumweißlings.
Nachdem er 1958 eine planmäßige Assistentenstelle erhalten hatte, widmete er sich, ausgehend von Fragen der Populationsdynamik, der Dichteregulation und der phylogenetischen Anpassung, besonders den Beziehungen zwischen Insekten und ihren Parasitoiden. Am 22. Juni 1963 habilitierte er mit einer Schrift zum Thema „Festlegung und Einhaltung der mittleren Dichte von Insektenpopulationen“ an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn für das Fach Angewandte Entomologie.
1967 wurde er zum Professor und Leiter der Entomologischen Abteilung des Instituts für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz an die Georg-August-Universität Göttingen berufen.
In Göttingen standen Untersuchungen zu Biologie, Verhalten, Ernährung und Wirksamkeit entomophager
Prädatoren und Parasitoiden von Schadinsekten im Vordergrund seiner Forschung. Mit seinen zahlreichen
grundlegenden Arbeiten über natürliche Feinde von Blattläusen, wie Schlupfwespen, Florfliegen, Blumenwanzen und vor allem Gallmücken lieferte er wesentliche Erkenntnisse für den späteren Einsatz
von Nutzarthropoden zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Eingehende Untersuchungen galten weiterhin den Nebenwirkungen von Herbiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln auf Schädlinge und ihre natürlichen
Feinde, den ernährungsphysiologischen und morphologischen Ursachen der pflanzlichen Resistenz gegen Blattläuse und andere Schadinsekten, der Populationsgenetik von Blattläusen, der Bedeutung bodenbürtiger
Arthropoden als Schädlinge und Nützlinge sowie in vielen anderen Themen grundlegender Forschung.
Professor Wilbert hat vor allem durch seine theoretischen und praktischen Arbeiten zu Populationsdynamik
internationale Anerkennung gefunden. So hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die große Bedeutung dichtabhängiger Faktoren für die Regulation von Insektenpopulationen heute allgemeine Beachtung findet.
Mit Hilfe kybernetischer Modellvorstellungen ist es ihm gelungen, populationsdynamische Prozesse genauer zu analysieren und verständlich zu machen.
Die Ergebnisse seiner intensiven Forschungsarbeit fanden ihren Niederschlag in einer großen Anzahl von wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen. Als Mitautor des „Lehrbuch für Phytomedizin“ hat er sein umfangreiches Wissen an nachfolgende Generationen weitergegeben.
Professor Wilbert hat es als akademischer Lehrer immer hervorragend verstanden, das Interesse und die Begeisterung seiner Studenten und Doktoranden für die Agrarentomologie und die Phytomedizin durch seine lebendig vorgetragenen Vorlesungen und anregenden Diskussionen zu wecken. Die Einrichtung des Aufbaustudiums Phytomedizin war ihm ein besonders Anliegen.
34 Doktoranden verdanken ihm eine umfassende Ausbildung in der Entomologie als wichtige Grundlage für ihre wissenschaftliche Arbeit und spätere Berufslaufbahn.
Professor Wilbert war langjähriger Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft und stellte sein Fachwissen und seine Erfahrung in einer Reihe wissenschaftlicher und fachlicher Gremien zur Verfügung, so u. a. in der Senatskommission für Pflanzenschutz-, Pflanzenbehandlungs- und Vorratsschutzmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und im Beratungsausschuss „Integrierter Pflanzenschutz“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Dabei galt sein intensives Bestreben stets einer stärkeren Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge, ohne die eine erfolgreiche Anwendung des Integrierten Pflanzenschutzes nicht möglich ist.
Mit seinem hohen wissenschaftlichen Anspruch und unermüdlichem Fleiß, aber auch mit seiner liebenswürdigen, bescheidenen Art genoss Professor Wilbert bei allen Kollegen und Mitarbeitern ein hohes Ansehen.
Prof. Dr. Norbert Kamp,
Präsident der Georg-August-Universität Göttingen